Klassifikation von Darmpolypen zur Krebsfrüherkennung

 

Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Innovationswettbewerbs Medizintechnik 2009

 

Darmkrebs

 

Darmkrebs ist in den westlichen Ländern eine häufige Todesursache. 2004 sind in Deutschland etwa 20.000 Menschen an einer bösartigen Neubildung des Dickdarms gestorben und insgesamt erkrankt etwa jeder fünfte Mensch im Laufe seines Lebens an Darmkrebs. Die beste Chance auf Heilung besteht bei frühzeitiger Erkennung von Krebsvorstufen, denn eine erfolgreiche Therapie ist oftmals nur dann möglich, wenn sich der Krebs noch nicht gestreut hat, d.h. sich noch keine Metastasen (Tochtergeschwülste) gebildet haben.

 

Früherkennung

 

Es gibt verschiedene Arten der Früherkennung. Für Patienten ab dem Alter von 50 Jahren wird eine Untersuchung des Stuhls auf Blutspuren empfohlen. Dieses okkulte (verborgene) Blut kann ein Anzeichen für Darmkrebs oder aber eine gutartige entzündliche Darmerkrankung sein. Sollte dieser Test positiv ausfallen, so ist eine tiefer gehende Untersuchung, in aller Regel eine Darmspiegelung, notwendig, um entweder die Krebserkrankung auszuschließen oder um eine frühzeitige Erkennung zu gewährleisten.

Für Patienten ab dem Alter von 55 Jahren, wird aufgrund des steigenden Risikos einer Erkrankung eine regelmäßige Darmspiegelung empfohlen. Bei dieser Darmspiegelung wird der Dickdarm des Patienten mit Hilfe eines Endoskops von einem Arzt untersucht. Mit dem Endoskop, das in den Darm eingeführt wird, ist es möglich, Bilder von der Darminnenfläche auf einem Bildschirm im Behandlungsraum darzustellen, so dass der Arzt den Darm auf etwaige Veränderungen hin untersuchen kann.

 

Schonende Methoden

 

Neben etablierten Methoden, wie der Abtragung und anschließenden histologischen Untersuchung der Polypen, werden neuerdings auch andere Methoden zur Klassifikation der Polypen eingesetzt. Diese ist z. B. die Chromoendoskopie, bei der die Oberflächenstruktur der Polypen durch Aufbringen eines Farbstoffes sichtbar gemacht wird. Eine weitere Methode ist eine spezielle Beleuchtung (NBI, Narrow Band Imaging), die ebenfalls die Oberflächenstruktur und zusätzlich eventuell vorhandene Blutgefäße hervorhebt. Anhand dieser Oberflächenstruktur und der Kenntnis über eventuell vorhandene Blutgefäße kann bereits eine Klassifikation des Polypen erfolgen, ohne dass eine Abtragung nötig ist. Diese Methode ist im Falle eines negativen Befunds besonders schonend für den Patienten, da die gutartigen Polypen bei einem beschwerdefreien Patienten u. U. nicht entfernt werden müssen.

 

CancerOfColon-normal CancerOfColon-nbi
Dickdarmpolyp unter normaler Beleuchtung. Dickdarmpolyp unter NBI-Beleuchtung. Einblutungen auf der Oberfläche des Polypen sind als dunkle Flecken deutlich zu erkennen.

 

Die Erkennungsrate hängt bei diesen Verfahren unter anderem vom untersuchenden Arzt und dessen Erfahrungsschatz ab. Der Lehrstuhl für Bildverarbeitung forscht derzeit in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Klinik 3 des Universitätsklinikums Aachen an Methoden, die eine objektive und damit reproduzierbare Aussage liefern, die den Arzt in seiner Entscheidungsfindung unterstützen können. Hierzu kommen verschiedene Verfahren zur Texturklassifikation und zur Blutgefäßidentifikation zum Einsatz.

 

Ansprechpartner

 

Sebastian Groß, Tel.: +49 (241) 80-27862